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Samstag, der 09.April 2011 drohte mein 6. ter Ausfalltag in Folge für die diesjährige Rügener Trollingsaison zu werden.
Da klingelte gegen 11:30 Uhr mein Handy. Mike Nielebock- Mitveranstalter des 5. Rügener Trollingtreffen- wollte wissen, ob ich mit ihm rausfahre. Sein neues Boot- eine Beason Cabin 22 aus Schweden mit dem schönen Namen „Tequila“- bei Rauhwasser auf Mark und Bein zu testen.
Ich war sofort Feuer und Flamme und schon eine viertel Stunde später trafen wir uns im Schaproder Hafen. Floatingoveral, eine kleine Box mit meinen „Geheimködern“ und meine Lieblings- Downriggerrute brachte ich mit.
Leinen los und ab ging es durch die Bodden Richtung freie Ostsee. Schon im Seegebiet vor dem Lübben bekamen wir die ersten Vorstellungen, wie die See uns draußen empfangen würde. Am Tag zuvor stürmte ein heftiger Nord/West in Stärke 8 mit Böen bis 11 über die Ostsee. Heute war es immer noch ein gute 5 bis 6.
Doch die „Tequila“ bewies ihre Qualitäten. Das Boot liegt auch unter solchen Gegebenheiten ruhig im Wasser und schneidet aufgrund des Gewichtes und der speziellen Rumpfform die bis zu 2 m hohen Wellen perfekt.
Trotzdem brauchen wir gut eine Stunde, bis wir den Bereich der 40 m Tiefenlinie erreichen. Die Tage zuvor hatten die Lachse weit hinter dieser Linie gebissen. Wir beratschlagten unser Vorgehen und entschieden uns für eine ganz andere Taktik. Der starke NW- Wind der letzten Tage hatte vermutlich die bisher vorhandenen Sprungschichten total verwirbelt. Wir vermuteten eine Aufwärmung des ufernahen Wassers. Außerdem war der Zug der Laich- Heringe Richtung Schaproder Bodden auf Hochtouren.
Also setzten wir unsere sechs Ruten aus und fuhren wieder Richtung Küste. Bei 32 m fanden wir dann die „Heringsautobahn“ Richtung Bodden. In 20 m Tiefe zogen tausende laichbereiter Heringe durch das Wasser. Hier waren wir richtig!
Ich tauschte meinen Blinker am Downrigger aus und montierte einen für diese Jahreszeit immer wieder fängigen 15 cm langen „BIG ED“ aus dem Hause Eppinger/ USA. Aufgrund der Wassertrübung und des verringerten Lichteinfalls durch die immer noch sehr hohe Dünung wählte ich eine leuchtende Grün/ gelb Kombination.
Das ganze wurde per Downrigger etwa zwei Meter oberhalb der Heringsschwärme platziert. Die restlichen Ruten erforschten die darüber liegenden Wassertiefen.
Langsam ließ der Wind ein wenig nach und nachdem wir etwa 1 Stunde mit der Strömung und gegen den Heringszug gefischt hatten, fuhr Mike eine perfekte Acht und wir setzten uns mit der „Tequila“ direkt auf die Heringsautobahn gegen die Strömung. Die Köder liefen nun perfekt und wir warteten auf den Biss.
Der kam dann auch schon eine halbe Stunde später. Ein großer Fisch hatte sich den Big ED geschnappt und schoss davon. Meine Daiwa Inliner - Downriggerrute machte einen heftiger Satz und die 0,45 mm Schnur flog nur so von der Multirolle. Ich nahm Kontakt zum Fisch auf, versuchte ihn kurzzeitig zu bremsen, unterließ dieses aber sofort wieder als ich den kraftvollen Zug bemerkte. 80 m, dann 100 und schließlich 120 m waren von der Rolle bevor der Fisch das erste Mal stoppte.
Mike war schon dabei die Downrigger zu räumen. Alles lief reibungslos. Der Fisch aber blieb plötzlich stehen und fing an heftig mit dem Kopf zu schlagen. Typisches Meerforellenverhalten!!??
Danach schoss er 120 m hinter dem Boot an die Oberfläche und ist vermutlich auch gesprungen. Das konnten wir aufgrund der Wellenhöhe nicht sehen.
Aber mir fuhr es wie Eis durch die Adern- denn plötzlich hatte ich keinen Kontakt mehr zum Fisch. Schnurabriss oder Aussteiger? Ersteres unmöglich ohne Widerstand und beim Aussteigen hätte ich den Blinker noch bemerkt.
Der Fisch schoss auf das Boot zu. Ich kurbelte so schnell es ging-40-60-80 Meter und immer noch kein Wiederstand. Dann beim Einholen der nächsten 20 m wurde der Schnurbogen immer steiler und ich rief Mike zu: mach den Kescher klar- der Fisch ist am Boot.
Mike stürzte, von der Schnelllebigkeit der Situation auch etwas überrascht, in die Kabine und baute den Kescher auf.
Gleichzeitig erschien ein wunderschöner ebenmäßig silberglänzender Fisch mit der Rückenbreite eines dicken Spiegelkarpfens etwa 15 m hinter dem Boot an der Oberfläche- was für ein Fisch!
Er taxierte uns kurz und statt wie ein Lachs dann erneut loszuschießen und dutzende Meter Schnur von der Rolle zu reißen, fing er an sich wie wild um die eigene Achse zu drehen. Das typische Meerforellenverhalten…aber für eine Meefo war dieser Fisch definitiv zu groß……
Nach fünf oder sechs Drehungen tauchte er steil nach unten ab. Ich hielt vorsichtig gegen und konnte den Fisch zu meiner eigenen Überraschung schon nach 20 m stoppen und langsam Richtung Oberfläche pumpen. Der Fisch kam ohne große Gegenwehr hoch und ich bat Mike den Kescher bereit zu halten. Keine Sekunde zu früh kam der Kescher ins Wasser. Der mächtige Fisch war schon drei/ vier Meter unter der Oberfläche zu erkennen und folgte brav dem Druck der Rute. Als er die Oberfläche durchbricht und ich ihn mit sanftem Schwung über den Kescher befördere, erkennen wir weshalb: bei den wilden Drehungen hinter dem Boot hatte sich die Schnur mehrfach um die Kiemendeckel gelegt und war dann sogar dahinter gerutscht. Das hatte dem Superfisch buchstäblich die Luftzufuhr abgeschnürt.
Mike keschert den Brummer souverän und gemeinsam hieven wir den Fisch über die Bordwand:
was für ein Fisch- tadellos- keine fehlende Schuppe- keine defekte Flosse- ein Traumfisch.
Was auch für ein Auftaktfisch für die „Tequila“ und die Saison 2011.
Der Fisch wird versorgt, gemessen: 1,10 cm und anschließend die Ruten wieder ausgebracht. Beim Fototermin saust die nächste Rute los. Leider verliert Mike den auch sehr starken Fisch durch Schnurbruch.
Bald darauf müssen wir einholen und Richtung Hafen fahren. Um 18:00 Uhr wartet das große Büfett des 5. Rügener Trollingtreffen auf uns.
Beim Eintreffen im Hafen wird der Fisch mit großem Publikum erwartet. Sportsfreund Jan Noack übernimmt zusammen mit ein paar anderen das Wiegen und der Zeiger der Waage bleibt bei 15,2 kg stehen.
Eine Diskussion Meerforelle/ Lachs kommt trotz der schnurgeraden Schwanzflosse nicht auf- der Fisch ist zu groß für eine Forelle. Doch als ich ihn am nächsten Tag filetiere bin ich mir ganz sicher: das ist eine reinrassige Meerforelle. Tiefrotes,ganz feinfaseriges Filet- so sieht nur ein Meerforellenfilet aus. Ich sichere den Kopf des Fisches und hole mir einen Termin beim Institut für Binnenfischerei in Potsdam .
Dort werde ich mit dem Kopf und den Bildern beim Herrn Steffen Zahn, dem Arbeitsbereichsleiter Fisch- und Gewässerökologie, vorstellig. Herr Zahn ist unter anderem federführend für Wiedereinbürgerungsprojekte Meerforelle zuständig. Nach gründlicher Untersuchung bestätigt er mir zweifelsfrei, dass es sich bei dem Fisch um eine Meerforelle handelt.
Auf dem Rückweg habe ich ein Grinsen im Gesicht und weiß plötzlich wieder ganz genau, warum mich die Faszination „Trollingangeln“ seit über 20 Jahren fest in den Fängen hat.
Rute: TEAM DAIWA Advantage Inliner Downriggerrute; Rolle: ABU 7000 syncro LC; Hauptschnur :QUANTUM QUATTRON SALSA 0,45 mm ; Vorfach: 0,45 mm Fluorcarbon von CLIMAX; Köder: BIG ED- Blinker
1) Fänger: Peter Strüber; www.baitandboat.de
2) Bootsführer; Kescherer; Mike Nielebock ; www.trollingtreffen.de;
3) Zeuge; unser Mann an der Waage : Jan Noack